
Feenwasser nennt man die Wassertropfen, die sich in den Blättern und am Blattrand (Perlenkranz) des Frauenmantels (Alchemilla) bilden. Die wissenschaftliche Bezeichnung dafür ist Guttationstropfen. Meist handelt es sich dabei nämlich nicht um Regen- oder Tautropfen, sondern um ein natürliches Pflanzendestillat, das der Frauenmantel nachts oder morgens selbst absondert. Ist das Klima rund um die Pflanze recht feucht, funktioniert ihre normale Wasserverdunstung nicht mehr optimal. Überschüssiges Wasser muss sie dann auf anderem Wege loswerden: Sie drückt es durch Spaltöffnungen in den Blättern nach außen.
Einem alten Aberglauben nach sollen im Frauenmantel Geister leben, die diese Flüssigkeit aus dem Inneren hinausbefördern.
Magischer Jungbrunnen
Schon seit vielen Jahrhunderten schrieben und schreiben Kräuterkundige dem Frauenmantel und seinem Wasser magische Kräfte zu. Vom Feenwasser glaubte man unter anderem, dass es „ältere Weiber in den Zustand der Jungfräulichkeit“ zurückversetzen könne. Tabernaemontanus (1522–1590), ein Botaniker und Mediziner, schrieb zum Frauenmantel, dass „dieses Kraut in Regenwasser / oder aber in Löschwasser darinn die Schmiede das glüend Eisen ablöschen / gesotten / und mit demselbigen Wasser die heimlichen Oerter der Weiber gewaschen / bringt es dieseligen zusammen / als wann sie Jungfrauen wären.“ (New Kreuterbuch, 1588)

Der Stein der Weisen
Die Alchimisten des Mittelalters erhofften sich sogar, dass sie mit Hilfe der Pflanze und ihrem „Himmelswasser“, wie sie es nannten, den „Stein der Weisen“ herstellen und aus dem wiederum Gold gewinnen könnten. Dieser Vorstellung hat die Pflanze auch ihren botanischen Namen Alchemilla zu verdanken. Der Name Alchemilla wiederum „leitet sich vom Begriff Alchemie ab und wurde erstmals 1485 im Gart der Gesundheit verwendet. Er bedeutet soviel wie kleine Alchemistin. Die Alchemisten verwendeten die Guttationstropfen auf den Blättern für ihre Versuche.“ (Quelle: Wikipedia)
Anwendungsmöglichkeiten des Feenwassers
1. Als Jungbrunnen: Trinken
Wer das Feenwasser trinkt, am besten gleich am frühen Morgen, soll gesund und schön werden und bleiben.
2. Als Kosmetikum: Gesichtswasser
Mit dem Feenwasser kann man sich auch das Gesicht einreiben – und soll dann den ganzen Tag über strahlen. Ein besonderes Schönheitswasser, das es so nicht zu kaufen gibt!
3. Zeremonien-Wasser
Auch die Druiden schätzten das Wasser des Frauenmantels. Sie nutzten dieses Pflanzenwasser zur spirituellen Reinigung bei Ritualen.
4. Wetterzeiger
Der Frauenmantel ist auch eine Wetterpflanze. Wenn er über seine Blätter stark „schwitzt“, ist dies ein Zeichen, dass bald Regen kommt.

Aufbewahren und Haltbarmachen des Feenwassers
Die Guttationstropfen kann man am frühen Morgen mit einer Pipette aufnehmen und in ein dunkles Fläschchen geben. Damit die Flüssigkeit haltbar wird, gibt man die gleiche Menge hochprozentigen Alkohol (z. B. Obstler, Wodka, Cognac) hinzu.
HERZENSTIPP: Damit du die Wirkung des Feenwassers auch von Herzen genießen kannst, bedanke dich bei der Pflanze für diese wertvolle Substanz, die sie dir schenkt.
(Text + Fotos: kmp, 09.05.2015)
