Wildpflanzen richtig sammeln

Wildpflanzen richtig sammeln

Wildkräuter: gesund, günstig und umweltfreundlich

Wer einmal erlebt hat, wie nahrhaft, wohlschmeckend und gesund Wildkräuter sind, wird sie nicht mehr missen wollen. Ein Tee aus frischen Kräutern ist beispielsweise ein himmlischer Genuss. Zudem stellt uns die Natur diese Schätze kostenlos zur Verfügung. Sie sind auch äußerst umweltfreundlich, da keine Verpackungs- und kaum Transportbelastungen anfallen. Ebenso sind sie, bei Wahl des richtigen Sammelortes, so gut wie frei von Pestizid- und Kunstdüngerrückständen.

Anwendungsmöglichkeiten

In der Küche lassen sich mit Wildkräutern wundervolle Salate, Suppen, Smoothies, Kräuterquarks, Dips und vieles mehr zaubern. Zu Heilzwecken eignen sich Kräuter zum Beispiel zu Tees, Essenzen, Auszügen und Tinkturen verarbeitet. Manche Pflanzenteile kann man auch frisch auf betroffene Körperpartien auflegen. Die Anwendung erfordert manchmal ein wenig Erfahrung, ist im Allgemeinen jedoch recht leicht und schnell zu lernen.

Was allgemein zu beachten ist

Wer die Wildkräuterwelt entdecken oder vertiefen möchte, sollte sich einfach auf den Weg in die Natur machen. Und beobachten, beobachten, beobachten … 🙂

Gerade im Frühling ist es spannend, die einzelnen Pflanzen zu entdecken und täglich zu verfolgen, wie sie – quasi über Nacht – Zentimeter um Zentimeter emporschießen. Essbare Wildkräuter wachsen praktisch überall. Auf Wiesen und Weiden, an Feld- und Wegesrändern, in Wäldern und Parks, in Tälern und bergigen Höhen …

Kräuter richtig sammeln, trocknen und aufbewahren

Sammle nur Kräuter, die du sicher kennst. Sobald ein Hauch von Unsicherheit oder Unbehagen auftauchen, lasse die Pflanze stehen oder vor der Verwendung von einem/r Fachmann/Fachfrau checken.

Informiere dich gut und achte auf deine Intuition. Das Bauchgefühl zeigt uns außerdem, ob eine Pflanze derzeit die passende Wahl für uns ist oder nicht.

Die besten Sammelzeiten

Am besten ist es, die Kräuter am Vormittag zu pflücken, da bis etwa 14 Uhr der Wirkstoffanteil am höchsten ist. Die Pflanzen bilden über Nacht ihre ätherischen Öle, verströmen sie am Vormittag und am Nachmittag ziehen sie sich samt der Wirkstoffanteile wieder zurück.

Sammle nur ganz frische, knackige, gesunde Kräuter – ohne welke Teile oder seltsame Beläge auf den Blättern.

Knospen pflückt man idealerweise kurz vor dem Erblühen. Die beste Sammelzeit für Blüten ist gleich zu Beginn der Blütezeit. Wartet man länger, sind die bunten Köpfchen nicht mehr so gehaltvoll, denn Insekten holen sich den Nektar und der Regen wäscht wertvolle Inhaltsstoffe aus.

Achtsamkeit und Wertschätzung der Natur

  • Grundsätzlich ist es erlaubt, Wildpflanzen in Handstraußgröße für den eigenen Bedarf zu sammeln.
  • Vor dem Sammeln sollte man die Kräuter fragen, ob man Teile oder die ganze Pflanze mitnehmen darf. Die Antwort zeigt sich im Herzen oder über die innere Stimme.
  • Um die einzelnen Kräuter angemessen zu behandeln, sollte man sich vorab gut informieren, wie sie gesammelt werden. So lässt sich vermeiden, dass Pflanzen unnötig verletzt oder gar zerstört werden.
  • Weiterhin sollte man achtsam mit den Schätzen der Natur umgehen und nur das nehmen, was man unmittelbar verbrauchen oder aufbewahren kann. Auch bei der Menge sollte man gut auf seine innere Stimme hören. Meist benötigt man viel weniger, als man denkt.
  • Da es im Kosmos immer ein Gleichgewicht zwischen Nehmen und Geben braucht, ist es sinnvoll, der Erde und den Naturwesen für die Ernte auch etwas zurückzugeben. Das können zum Beispiel ein paar Körner Getreide sein, ein Stückchen Obst oder auch ein Haar. Das haben die meisten Menschen immer dabei :-).
  • Nach dem Nehmen sollte man sich bei der Pflanze bedanken.
  • Es ist wichtig, immer einen Teil des Krautes stehen zu lassen und nie die ganze Wurzel herauszunehmen, damit die Pflanze weiterwachsen und uns auch im nächsten Jahr wieder beschenken kann.
  • Das Pflücken von geschützten Pflanzen ist ebenso verboten wie das Sammeln in Naturschutzgebieten.

Standorte, die man meiden sollte

Es gibt Plätze, an denen man besser nicht sammelt:

  • Bei Pflanzen, die an Feldrändern oder Weiden wachsen, sollte man erst herausfinden, ob und wann der Bauer Chemikalien einsetzt. Falls gespritzt wird, sollte man am besten ganz auf diese Pflanzen verzichten oder zumindest auf keinen Fall kurz nach dem Spritzen sammeln.
  • Auch ist zu berücksichtigen, dass manche Feldwege vermehrt zum Gassigehen genutzt werden und viele Hunde dort ihre „Geschäftchen“ verrichten.
  • Pflanzen nicht an Straßenrändern sammeln – sie sind durch die Autoabgase, den Reifenabrieb und den Schmutz der Fahrbahnen zu sehr belastet.
  • Üppig mit Wildkräutern bewachsen sind oft alte Schuttberge und Mülldeponien. Doch auch diese Kräuter sollte man stehen lassen, da der Boden sehr belastet oder regelrecht verseucht sein kann.

Schonend ernten und transportieren

Um die gesammelten Kräuter schonend transportieren zu können, sind Körbe aus Naturmaterialien oder Papiertüten am besten geeignet. Plastikbehälter oder -tüten sind hingegen sehr ungünstig, da die Pflanzen darin schwitzen.

Zum Ernten ist eine kleine Schere oder ein Messer zweckmäßig, da sich manche Stengel nur schwer abbrechen lassen. Denn dann ist die Gefahr groß, dass man aus Versehen die ganze Pflanze mitsamt den Wurzeln ausreißt. Daher schneidet man sie besser vorsichtig ab, wenn sie sich nicht einfach mit den Fingern pflücken lassen.

Trocknen – gewusst wie

Zum Trocknen eignet sich am besten ein schattiger, eher kühler, luftiger und trockener Platz. Die Kräuter können hängend oder liegend getrocknet werden.
Achte darauf, keine zu dicken Büschel zu machen, damit diese nicht in der Mitte zu schimmeln oder faulen anfangen.

Liegend trocknende Pflanzen müssen aus diesem Grund auch öfter gewendet werden. Ideal sind hierfür luftige Siebe oder Obstkisten, die sich stapeln lassen. Zu beachten ist auch, dass Pflanzen mit dicken Stengeln und Blüten länger brauchen, bis sie ganz durchgetrocknet sind.

Trockene Kräuter sollten luftig aufbewahrt werden. Die Kräuterexpertin Eva Aschenbrenner empfiehlt, sie in braune Papiertüten zu geben, die man aufhängen kann. Verschließt man sie mit einer Wäscheklammer, sind sie zudem vor Staub geschützt.

Nur bei Bedarf einsetzen!

Heilpflanzen sollten immer nur dann eingesetzt werden, wenn Bedarf besteht. Andernfalls kann es zur Gewöhnung kommen und das Kraut wirkt nicht mehr richtig, wenn es zu einem späteren Zeitpunkt wirklich benötigt wird. Auch Kräuterteemischungen, die man im Alltag gerne trinkt, sollte man daher immer wieder abwechseln, um Gewöhnungseffekte zu vermeiden.

Viel Freude beim Sammeln und Ausprobieren!

Du kannst dir diese Informationen hier auch als PDF kostenfrei downloaden:
Kräuter-Welt.eu_Einführung in das Sammeln

Wenn du Fragen hast, schreibe mir gerne unter info@kmp-praxis.de.

In Kräuterliebe
Karin Myria


(Text: kmp, Foto: pixabay)