Jan 152020
Entkoffeinierten Kaffee gibt’s jetzt auch in Bio

Noch sind sie grün: Die rohen Kaffeebohnen vor der Entkoffeinierung. Nachher sind sie dunkel, ähnlich wie nach der Röstung – geröstet werden müssen sie trotzdem noch. ~ Foto: FH Münster / Theresa Gerks

Jana Köster von der FH Münster entwickelt ein ökologisches Produktionsverfahren

Jana Köster staunte nicht schlecht, als der Lieferdienst ihr eine große Tonne mit Kaffeebohnen ins Labor stellte. Grüne, rohe, ganze Kaffeebohnen, die die Basis für ihren Forschungsauftrag waren: Sie sollte ein Verfahren finden, mit dem sich diese Kaffeebohnen ökologisch und Bio-Label-konform entkoffeinieren lassen.

Jana Köster hat ein ökologisches Verfahren für die Entkoffeinierung von Kaffeebohnen entwickelt. ~ Foto: FH Münster / Theresa Gerks

Denn bislang wird das Koffein vor allem mit organischen Lösungsmitteln wie Dichlormethan oder Ethylacetat aus den grünen Kaffeebohnen herausgeholt. Diese Art ist deshalb gerade bei Bio-Fans aber nicht die erste Wahl. Trotzdem wollen sie nicht auf entkoffeinierten Kaffee verzichten – und ein großes Kaffeeunternehmen wandte sich deshalb an die Professoren am Chemieingenieurwesen der FH Münster.

Der Auftrag für Köster: zu den Grundlagen forschen und ein Verfahren im Labor entwickeln, um die Kaffeebohnen ökologisch einwandfrei zu entkoffeinieren.

„Vorher hatte ich mit Kaffee überhaupt nichts am Hut“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin ehrlich und muss fast ein bisschen über sich selbst lachen, wenn sie heute wie selbstverständlich über Arabica, Robusta und ungeröstete, rohe, grüne Kaffeebohnen spricht.

Aber eine Expertin für Kaffee muss sie auch nicht sein, denn für sie als Chemieingenieurin ist viel mehr ihr Wissen über Verfahrenstechnik gefragt. „Ich habe viele Experimente im Labor gemacht, um die bekannten Eckpunkte umzusetzen und darauf aufbauend das Verfahren zu entwickeln“, erklärt die 27-Jährige.

Am Computer wird ausgelesen, wie viel Koffein noch in den Bohnen enthalten ist. ~ Foto: FH Münster / Theresa Gerks

So funktioniert das Entkoffeinieren

Und das sieht so aus: Sie pumpt heißes Wasser, zwischen 70 und 80 Grad Celsius, im Kreislauf über die Bohnen. Das spült das Koffein und die Aromen aus den Bohnen. „Im Prinzip funktioniert Kaffeekochen genauso“, erklärt Köster. Dem Kaffeebohnenwasser fügt sie einen Feststoff, ein Adsorptionsmittel, hinzu, an dem hauptsächlich das Koffein hängen bleibt. Alle anderen Stoffe bleiben im Wasser, das die Bohne schlussendlich wieder aufsaugt und aufnimmt. Fertig ist die entkoffeinierte Bohne, bereit zur Röstung.

Und was bedeutet nun entkoffeiniert?

Entkoffeiniert bedeutet, dass weniger als 0,1 Prozent Koffein am Ende im gerösteten Zustand der Bohne enthalten ist. „Das war das schwierigste, die letzten Zehntel-Prozente bis zur Grenze zu erreichen“, erinnert sich Köster. Und neben dem Bio-Aspekt musste ja auch noch der Geschmack des Kaffees nach wie vor stimmen.

Jana Köster bereitet die Proben mit dem Bohnenwasser für die Analyse vor. Sie überprüft, wie viel Koffein sich aus den Bohnen gelöst hat. ~ Foto: FH Münster / Theresa Gerks

„Dieses Verfahren ist einen Schritt weitergedacht, sonst funktioniert Entkoffeinierung häufig selektiv“, sagt Prof. Dr. Andreas Wäsche vom Fachbereich Chemieingenieurwesen, der Köster gemeinsam mit Prof. Dr. Volkmar Jordan in der zweijährigen Projektarbeit betreut hat. „Es ist erstaunlich, dass es so gut funktioniert.“

Und dass es auch industriell klappt, daran arbeitet Köster jetzt: Just hat sie nämlich als Projektingenieurin beim Kooperationspartner der FH Münster angefangen und errichtet dort die Anlage, mit der die Kaffeebohnen nach dem von ihr entwickelten Verfahren ökologisch entkoffeiniert werden.


(Text + Fotos: FH Münster / Theresa Gerks (Fotos), fh-muenster.de/hochschule/aktuelles/pressemitteilungen, 15.01.2020)

Kräuterfee Karin Myria

Hier schreibt Karin Myria - Kräuterfee, Medizinfrau, Mystikerin, Coach, Fachautorin und Speakerin. Vor rund 30 Jahren habe ich meine Begeisterung für Wildkräuter und Heilpflanzen entdeckt. Begonnen habe ich mit der Aromatherapie und der Herstellung von Naturkosmetik, später kam die Wildkräuter- und Heilpflanzenkunde hinzu. Seit 2012 gebe ich Wildkräuter- und Jahreskreis-eWorkshops. ~ Besuche mich gerne auch auf meiner Haupt-Website: www.karin-myria-pickl.com. Ich freue mich!


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